Warum ist es am Rhein so schön? Das erfährt man am besten mit dem Rad. Hinter jedem Kilometer verändert der Rhein seine Facetten und erzählt seine unzählbaren Geschichten.
Antike und Moderne sind überall ganz nah beieinander, genauso wie Biertraditionen und Weinkultur oder Weltpolitik und Dorfleben.
Teil 1 - Von Düsseldorf nach Köln
Um 9 Uhr 30 starten wir in Düsseldorf. Vorbei am übrig gebliebenen Schlossturm passieren wir die Rheinufer-Promenade. Hinter dem Landtagsgebäude erhebt sich der 240 Meter hohe Rheinturm, der die Zeit an als Lichtzeitpegel anzeigt und damit als die größte Dezimaluhr der Welt gilt.
Im Medienhafen steht seit 1999 steht ein organisch geformtes Gebäudeensemble im Neuen Zollhof, die nach ihrem Architekten benannten Gehry-Bauten. Über die Hafenbrücke durchfahren wir den bäuerlichen Stadtteil 'Kappes-Hamm'. Die Produktion von Kohlgemüsen - auf platt 'Kappes' - ist auch heute noch bedeutend für Düsseldorf.
Durch das Naturschutzgebiet Himmelgeister Rheinbogen, eine typisch niederrheinische Kulturlandschaft mit Wiesen und Ackerflächen, Pappelreihen und knorrigen Kopfweiden, erreichen wir Schloss Benrath.
Durch das Naturschutzgebiet Urdenbacher Kämpe gelangen wir zur Fähre und wechseln das Rheinufer nach Zons am Rhein, das gerne auch das "Rheinische Rothenburg" genannt wird. Die ehemalige Zollfeste ist eine der wenigen mittelalterlichen Städte mit einer so gut erhaltenen Befestigungsanlage. Wir verlassen die sehr beeindruckende Feste Zons und ziehen weiter Richtung Köln.
Wenn wir den Dom sehen, denken wir sofort an die vielen kölschen Lieder von den Bläck Fööss, den Höhnern, Brings, Paveier und vielen anderen. Die Gebeine der heiligen drei Könige sollten in einem repräsentativen Sakralbau untergebracht sein, dem Kölner Dom. Im Oktober 1880 wurde der Dom nach über 630 Jahren Bauzeit feierlich eröffnet.
Die Hohenzollernbrücke ist mit 1220 Zugfahrten pro Tag die meistbefahrene Eisenbahnbrücke Deutschlands. Paare hängen dort ihre Liebesschlösser mit ihren eingravierten Namen auf und werfen die Schlüssel danach in den Rhein.
Wir wechseln wieder auf das rechte Rheinufer, auf die "Schäl Sick", so nennt der Kölner den rechtsrheinischen Teil der Stadt, was sowas wie die mit schielendem Blick zu sehende Seite bedeutet. Über den Rheinboulevard erreichen wir die Poller Wiesen und blicken noch einmal auf Köln.
Dieser Abschnitt bot uns ein spannendes Wechselspiel zwischen Stadt und Land, zwischen Kultur und Natur, zwischen Gegenwart und Geschichte und - nicht zu vergessen - zwischen Düsseldorf und Köln.
Um 9 Uhr starten bei Regen und grauen Wolken. Unser Weg führt durch die Zündorfer Groov, eine Freizeitinsel mit alten Baumbeständen, Flussauen, Lagunen und Sandstränden.
In Mondorf wechseln wir wieder auf die linke Rheinseite. Über Graurheindorf gelangen wir in die Bundesstadt Bonn, die Geburtsstadt von Beethoven. Entlang dem 'Wilhelm-Spiritus-Ufer' entdecken wir die Villa Hammerschmidt, der zweite Amtssitz des Bundespräsidenten und das umgebaute Pumpenhaus eines alten Wasserwerks, in den 1980er Jahren ein provisorischer Plenarsaal des deutschen Bundestages.
Über die Konrad-Adenauer-Brücke gelangen wir zum rechtsrheinisch gelegenen Bonner Stadtteil Oberkassel. Vor Königswinter erhebt sich der Petersberg mit dem einzigen deutschen in Staatsbesitz befindlichen Grandhotel.
Wir nähern uns Königswinter, wo schon im 18. Jahrhundert der internationale Tourismus florierte dank deutsch- und englischsprachige Poeten.
Bad Honnef ist auch bekannt als das Rheinische Nizza. Es soll Alexander von Humboldt gewesen sein, der um 1840 diesen Vergleich gezogen haben soll.
In der kleinen Rotweinstadt Unkel lebten einige bekannte Persönlichkeiten wie Annette von Droste-Hülshoff oder Willy Brandt. Ein Besuch im Willi-Brandt-Forum lohnt sich nicht nur für Anhänger der Sozialdemokratie, denn hier wird ein spannender Teil deutscher Geschichte gezeigt.
Erpel ist ein sehr hübsches altes Weindorf. 'Die Alte Herrlichkeit am Rhein', wie Erpel auch genannt wird, konnte sein mittelalterliches Stadtbild bis heute bewahren.
Die Brücke von Remagen wurde 1918 fertiggestellt und hatte überwiegend militärischen und kaum zivilen Nutzen. Ein guter Grund, warum die Brücke nach dem Einsturz 1945 nicht wieder aufgebaut wurde. Die Brückenpfeiler bleiben als Zeugen dunkler Kriegstage erhalten.
Gegenüber der Ahrmündung, am Fähranleger nach Kripp, erreichen wir Linz, die bunte Stadt am Rhein. Zahlreiche Plätze in der Altstadt werden von Fachwerkhäusern aus 5 Jahrhunderten umsäumt.
Der Ariendorfer Pegelturm, Baujahr 1900, ist eines der wenigen technischen Denkmäler der Wasserstandsmessung am Mittelrhein.
Gegen 19 Uhr 30 erreichen wir nach 65 Kilometern unsere Unterkunft in Rheinbrohl.
Im Jägerhof in Rheinbrohl haben wir hervorragend geschlafen und gefrühstückt. Wir freuen uns auf den dritten und für uns vorerst letzten Abschnitt auf dem Rheinradweg EV15. Es ist geplant, dass wir irgendwann später die Route ab Koblenz fortsetzen werden.
Schloss Burg Namedy befindet sich in Privatbesitz und wird gerne als Eventlocation für Privat- und Kulturveranstaltungen genutzt.
Der Alten Krahnen in Andernach ist ein Turmdrehkran mit zwei Laufrädern, der von Windenknechten oder Krantretern angetrieben wurde, ein mittelalterliches Fitnesstudio. Um 1560 erbaut, ersetzte er ein reparaturanfälliges Kranschiff.
Der Runde Turm gilt als Wahrzeichen von Andernach und wurde um 1450 erbaut. Mit einer Höhe von 56 Metern gilt er als einer der größten mittelalterlichen Wehrtürme in Deutschland. Auch der Mariendom prägt mit seinen vier Türmen das Stadtbild von Andernach.
Mit Rückenwind ziehen wir weiter Richtung Koblenz. Wir genießen diese letzten Kilometer am Rhein bei bestem Wetter und Anschubhilfe vom Nord-Ost-Wind.
Unser Ziel ist in Sichtweite, das Deutsche Eck in Koblenz, dort, wo die Mosel in den Rhein fließt. Der ursprüngliche lateinische Stadtname "Confluentes" bedeutet "die Zusammenfließenden" und erklärt damit die Lage der Stadt am Zusammenfluss von Mosel und Rhein.
Vom ersten April bis zum 5. Juli 2022 waren die Alltagsmenschen vom Lechnerhof aus Witten hier in Koblenz zu Gast.
Es gab 12 verschiedene Szenarien mit insgesamt 40 Skulpturen zu besichtigen. Die liebenswürdigen und herrlich unperfekten Alltagsfiguren der Künstlerinnen Christel und Laura Lechner verteilten sich auf den Rheinanlagen und am kurfürstlichen Schloss.
Was für eine großartige Szenerie. Im Schlossgarten fliegen die Löcher aus dem Käse. Mit ganz großen Schritten reihen wir uns ein zu den rüstigen Herrschaften in die jetzt 18 Personen lange Polonaise.
Am Kurfürstlichen Schloss suchen wir die letzte Szenerie mit Alltagsmenschen auf: Der 'Mann mit Hund'. Danach begeben wir uns zum Bahnhof um die Rückreise anzutreten. Für den Ticketkauf sollte man mindestens 15 Minuten einplanen und viel Geduld mitbringen. Unsere Rückfahrt mit der Regionalbahn von Koblenz nach Düsseldorf dauert nur eine Stunde und 45 Minuten.
Der Eurovelo 15 ist hervorragend beschildert und bietet auf dem deutschen Abschnitt fast überall seine Wege auf beiden Rheinseiten an. Auf eine Navigationshilfe konnten wir nahezu verzichten. Der EV15 führt überwiegend auf asphaltierten Radwegen, gelegentlich auch auf naturnahen Schotterwegen und kaum auf vielbefahrenen Fahrstraßen. Gelegentliche Steigungen lassen sich nicht vermeiden. Nach wenigen Hundert Metern lässt es sich danach wieder gemütlich runterrollen.
Notwendige Reiseabrüche sind fast durchgängig möglich dank der hervorragenden Infrastruktur wie zum Beispiel die Bahnverbindungen.
Unterkünfte haben wir nicht reserviert. Unsere goldene Regel, bis 17 Uhr eine Unterkunft gefunden zu haben, hat sehr gut funktioniert.
Schon lange haben wir uns vorgenommen den Rheinradweg zu fahren, allerdings in nördliche Richtung. Spontan haben wir die südliche Richtung ausgewählt.
In Koblenz wollen wir den Rheinradweg fortsetzen. Selbstverständlich werden wir auch darüber berichten.